Segellager Wohngruppen 1 & 3 und externe Wohngruppe vom 1.10. – 9.10.2021

Logbuch Tag 1: Freitag, 1.10.2021

Es ist ein kühler und dunkler Freitagmorgen, jedoch liegt auch Aufregung und Vorfreude in der Luft. Früh geht es los, die Reise, die für viele von uns zunächst ins Unbekannte führt. Die Crew, die sich an diesem Morgen vom Neuhof auf den Weg nach Kiel macht, besteht aus zehn Jugendlichen und fünf Sozialpädagogen/Innen. Um kurz nach 07:00 Uhr beginnt unsere gemeinsame Reise von Birr, nach Brugg über Basel, Hamburg und schliesslich nach Kiel. Angekommen in Kiel ist das Ziel schon fast in Sichtweite. Eine Norddeutsche Brise weht uns in die Gesichter als wir auf der Fähre nach Laboe sind. Dort liegt die «De Albertha», die alte Dame, welche uns für eine Woche über die Ostsee tragen wird. Früher war die «De Albertha» ein alter Frachtsegler in den Niederlanden. Die Fracht, welche sie heutzutage mit sich trägt, ist nicht mehr Kohle oder Backsteine, es sind die vielen neuen und für uns zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Erfahrungen und Eindrücke, welche dieser Kahn für uns bereithält. Einzigartig ist auch der Name «De Albertha».  Dieser Schiffsname ist weltweit nur einmal vergeben.

Sicher kommen wir mit der Fähre in Laboe an. Die Neuhof-Crew ist nach der langen Reise erschöpft, aber vollzählig. Vor uns im Dunkeln liegt sie schon im Wasser, alle Segel noch gepackt. Beim ersten Anblick der «De Albertha» stehen manchen von uns grosse Fragezeichen in den Augen: Wie sollen wir dieses Ding zum Segeln bringen? Allein sind wird zum Glück nicht. Es gibt noch die Besatzung, bestehend aus Kapitän Dick, seinem Bootsmann Arne und der Bootsfrau Lilly. Nach dem gemeinsamen Abendessen gibt es von der Besatzung die erste Einführung zum Schiff, wichtige Regeln werden erklärt, wir lernen uns kennen und stecken die Erwartungen für die kommende Woche ab. Am Ende ist klar, wir schaffen das nur als Team und nur dann, wenn alle zusammenhalten. Jeder Einzelne von uns ist gefragt. Logbuch Tag 1 Ende.

Logbuch Tag 2: Samstag, 2.10.2021

Früh geht es los. Die Nacht war für die meisten kurz. Nach dem Frühstück geht es für alle direkt an Deck. Eingepackt in unsere Segelkleidung bekommen wir die ersten Anweisungen. Es werden uns die ersten Handgriffe gezeigt und dann auch schon selbst getätigt. Seemännische Begriffe rund ums Schiff werden uns um die Ohren geschlagen. Die Fragezeichen sind zunächst gross, doch mit jedem Handgriff wächst ein bisschen das Verständnis für das, was vor sich geht. Noch zeigt sich die «De Albertha» unbeeindruckt. Ruhig liegt sie an der Pier. Nach und nach zeigt uns die Besatzung, wie man das Schiff bereit macht für die See. Ein geordnetes Chaos macht sich breit auf Deck. Aber die Besatzung hat alles im Blick. Wir lernen, dass es verschiedene Teams braucht, um das Schiff seeklar zu machen: ein «Baumteam», ein Team für den Strom, ein Team für die Gangway. Die Persennige müssen vom Gross- und Focksegel abgezogen, der Klüverbaum nach unten gekurbelt, das Klüvernetz gespannt, die Zeisinge von den Segeln gelöst werden und, und, und. Die Köpfe rauchen und so manche Hand weiss nicht, was sie gerade tut. Aber dennoch – es funktioniert. Die Taue werden von der Besatzung losgemacht und die Fender ins Schiff geholt. Dann ist es soweit: wir legen ab, verlassen das feste Land und starten ins Abenteuer. Aber irgendetwas stört diese Stimmung in den Aufbruch. Es ist das Rattern des Schiffmotors; wir sind ohne Segel abgelegt. Der Kapitän entschliesst sich, uns zuerst mit der Kraft des Motors aus dem Hafen herauszubringen. Nach kurzer Zeit geht es dann aber ganz schnell. Kapitän Dick gibt das Kommando, um das Focksegel zu hissen. Mit Unterstützung durch die Besatzung schaffen wir es als Neuhof-Crew. Das Segel steht im Wind und dann verschwindet auch das Geräusch vom Motor. Der Wind trägt uns und das Abenteuer beginnt nun wirklich. Der Hafen verschwindet langsam aus der Sicht, der Blick zum Bug führt auf das offene Meer, direkt ins Abenteuer. Logbuch Tag 2 Ende.

Logbuch Tag 7: Donnerstag, 8.10.2021

Der Leser dieses Logbuches mag sich fragen, was ist mit den restlichen Tagen? Diese sind in Windeseile vergangen. Einen Alltag gab es nicht für uns. Jeder Tag war voller neuer Erlebnisse. Alle zusammen waren wir mit dem gleichen konfrontiert – «dem Unbekannten und dem Neuen». Egal, ob Jugendlicher oder Sozialpädagoge, hier macht die «De Albertha» keine Unterschiede. Mit dem Wind hat uns die Reise in die Südsee gebracht, naja, zumindest in die «dänische Südsee»: von Marstal, nach Avernakø, über Bagenkop, zurück nach Kappeln, bis Eckernförde. Und heute laufen wir schon wieder in Kiel ein. Vieles haben wir erlebt, viele Fragezeichen sind gewichen. In den vergangenen Tagen haben wir uns als Crew eingespielt. Zu Beginn etwas wackelig und unsicher und gegen Ende immer routinierter und mit mehr Ehrgeiz. Sogar die Seemanns-Begriffe haben wir in dieser Zeit verinnerlicht. «Fertigmachen zur Wende», dieses Kommando löste zu Beginn der Woche noch ein hektisches Durcheinander aus. Alle wussten, dass sie etwas machen mussten, aber wer, wo und was genau? Mit der Zeit gewannen wir als Neuhof-Crew jedoch Sicherheit in unseren Handlungen und wurden zu einem gut eingespielten Team. Und die Wenden wurden zu einem gut funktionierenden Schauspiel. Jeder wusste mit der Zeit, an welcher Position er gebraucht wird und welchen Handgriff er machen muss. Dies bekamen wir auch so von der «De Albertha» gespiegelt. Bewegte sie sich zu Beginn nur träge in den Wenden und verlor an Fahrt, änderte auch dies sich mit der Zeit. Die Wenden wurden flotter, fast schon sportlich für den alten Kahn.

Vieles durften wir erleben, sei es in kleinen Hafendörfern in Dänemark, die Begegnung mit einem Delfin, welcher uns ein Stück begleitet hat, die schöne Aussicht vom Schiff aus oder die Wellen, welche aber weder die «De Albertha» noch uns aus der Ruhe gebracht haben. Jeder hatte für sich «seine Momente» im Segellager. Aber was wir zusammen erlebt haben, ist die Gewissheit, dass wir eine starke Crew waren. Eine starke Neuhofs-Crew, alle zusammen aber auch jeder für sich.

So passt am Ende des Segellagers alles zusammen. Ein herrliches Zusammenspiel von Wind und Wetter, Schiff, Besatzung und Neuhof-Crew.

Logbuch Ende.

Bis zum nächsten Jahr! Ahoi!

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